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Näh-Ellis‘ Sewtorial – Steppstoff selber herstellen

Als Steppstoff bezeichnet man einen mehrlagigen Stoff, dessen Merkmal die sichtbaren Steppnähte sind, mit denen die Stofflagen miteinander verbunden werden. Durch die voluminöse und wärmende Stoffverbindung eignet sich Steppstoff perfekt für Kleidung wie bspw. unsere Weste „Westwind“. Aber auch Taschen, Jacken, Decken, Mützen und Co. lassen sich wunderbar aus Steppstoff nähen.

Wendeweste „Westwind“ aus selbst hergestelltem Steppstoff (Designbeispiel von ‚Mit Engelsaugen‘)

In der Regel sind Steppstoffe zweilagig, bestehend aus einem Außenstoff und einer voluminösen und wärmenden Vlies- bzw. Thermoeinlage. Für diese Stoffe benötigst du noch ein Innenfutter, daher sollten sie in Kombination mit einem weiteren Stoff doppellagig vernäht werden.

Dreilagige Steppstoffe haben bereits ein zusätzliches Innenfutter und können somit direkt ohne zusätzliche Fütterung vernäht werden.

Die Muster der Absteppnähte sind vielzählig. Sie reichen von einfachen Querlinien, Rauten oder Dreiecke über aufwändig gemusterte Ornamente aus Zierstichen.

Steppstoffe werden aus unterschiedlichsten Materialen wie bspw. Kunstleder, Mantelstoff, Jersey, gewachster Baumwolle oder Kunstfasern hergestellt.

Diese Vielfalt macht es möglich, dass du eigentlich aus fast jedem Stoff deinen eigenen Steppstoff herstellen kannst. Und wie wir euch nun zeigen, ist das auch gar nicht schwer.

1. Materialen


Stoff

Grundsätzlich eignen sich fast alle Stoffe zur Herstellung von Steppstoff.

Richte dich bei der Wahl des Stoffes unbedingt nach dem Projekt. Für eine Tasche bspw. eignet sich auch steifere Webware wie Canvas, während sich für ein Kleidungsstück eher leichtere Stoffe wie bspw. Jersey, Popeline, Funktionsstoffe, Jackenstoffe u.ä. eignen.

Damit sich dehnbare Stoffe beim Absteppen nicht verziehen, solltest du diese möglichst mit einer Gewebeeinlage stabilisieren.

Volumenvlies:

Das Volumenvlies wird zum Wattieren des Steppstoffes verwendet. Auf dem Markt gibt es vielzählige Volumenfließe, die sich nicht nur in ihrer Dicke und Bauschigkeit, sondern auch im zugrundeliegenden Material (Polyester, Baumwolle, Baumwoll-Polyester Mischung) unterscheiden.

Die Wahl des Volumenvlies ist stark abhängig von deinen Vorlieben und dem Einsatz, weshalb wir dir empfehlen, dich direkt im Fachhandel beraten zu lassen und die unterschiedlichen Vliese „live“ anzufassen und zu spüren.

Falls du dein Volumenvlies online bestellen möchtest, so lohnt ein Blick auf die Seite des Herstellers auf der du eine Übersicht aller Volumenvliese erhältst. (https://www.vlieseline.com/Produkte/Volumenvliese). Auch gibt es einige Onlineshops, die Mustermappen für Vliesline Produkte verkaufen. Hier lohnt eine Suche über Google.

Hervorheben möchten wir an dieser Stelle das Volumenvlies X50 von Vlieseline, welches wir auch in diesem Tutorial verwenden. Die Besonderheit dieses Vlieses sind die durch eine Haftmasse vorgegeben Rauten, durch die das gerade Absteppen in gleichmäßigen Abständen zu einem Kinderspiel wird.

Sonstige Materialien

  • Luft- bzw. wasserlöslicher Markierstift
  • Sprühkleber (optional zum Fixieren von Volumenvlies ohne Klebeseite)
  • Gewebeeinlage G700 (optional zum stabilisieren von dehnbaren Stoffen)
  • Schneiderlineal zum Aufzeichnen der Abstepplinien

2. Vorbereitung


Zur Herstellung des Steppstoffes verwenden wir in diesem Beispiel einen Canvas und das Volumenvlies X50.

1) Lege deinen Stoff und dein Volumenvlies bereit.
Verwendest du Webware, so solltest du den Stoff einmal rundherum mit der Overlock oder einem Zickzackstich versäubern.
Verwendest du einen dehnbaren Stoff wie bspw. Jersey, so empfehlen wir dir auf dessen Rückseite eine dünne Gewebeeinlage (bspw. G700) einzubügeln, damit der Stoff sich beim Absteppen nicht verzieht.
2) Falls du kein X50 zur Verfügung hast, so musst du zunächst deine Linien zum Absteppen selber aufzeichnen.
Verwende hier einen speziellen Stoffmarkierstift, der durch Waschen oder am nach einiger Zeit an der Luft verschwindet.
Sehr hilfreich ist ein Schneiderlinieal, mit dem du die Abstände der Linien genau einhalten kann.
3) Lege dein Volumenvlies mit der haftenden Seite nach unten auf die linke Seite deines Stoffes. Im Falle des X50 ist die rauhe Oberfläche der vorgegebenen Linien die haftende Seite. Bei anderen Vliesen beachte auf die Herstellerhinweise.
4) Bügle das Volumenvlies auf die Rückseite des Stoffs.
Beachte dabei die Herstellerangaben.
X50 wird bspw. ohne Dampf auf mittlerer Temperatur mit Druck aufgebügelt. Dabei bewegst du das Bügeleisen nicht hin und her wie beim bügeln, sondern presst es abschnittsweise ca. 20-30 Sekunden.
Falls du ein loses Volumenvlies ohne Haftseite verwendest, so kannst du zum Fixieren Sprühkleber oder Stecknadeln verwenden.

3. Absteppen


Nun geht es an’s Absteppen.
Wähle hierfür einen einfachen Geradstich. Die Stichlänge ist stoffabhängig, bei sehr voluminösen Stoffen und Einlagenmusst du ggf. eine hohe Stichlänge auswählen, bei etwas dünneren Stoffen genügt meist ein mittlerer Geradstich (Stichlänge 3-3,5).

Für unsere Stoffkombination haben wir eine Stichlänge von 3,5 gewählt sowie einen weißen Unter- und einen schwarzen Oberfaden.

Absteppen (X50)

Achte bei der Verwendung von X50 darauf, dass du den Stoff von der linken Seite, also mit dem Vlies nach oben, absteppst. So kannst du genau entlang der vorgegeben Markierungen absteppen.
Bei der Verwendung von X50 ist der Unterfaden ist auf der rechten Seite sichtbar.

Absteppen (andere Volumenvliese)

Verwendest du ein anderes Volumenvlies, so steppst du den Stoff von der rechten Seite ab, da sich hier deine vorgezeichneten Linien befinden.
Auf der rechten Seite ist dieses Mal der Oberfaden, hier schwarz, zu sehen
Bei der Verwendung anderer Volumenvliese ist der Unterfaden auf der linken Seite sichtbar.

4. Zuschnitt


Der Zuschnitt des Steppstoffes erfolgt anschließend wie ein normaler Zuschnitt.

Nachdem du deinen Steppstoff fertiggestellt hast, legst du deine Schnitteile auf den Stoff. Wir empfehlen eine Nahtzugabe von 1 cm, da du deine Zuschnitte noch versäubern solltest und es bei ausreichend Nahtzugabe auch nicht so schlimm ist, falls sich mal ein Faden an der Schnittkante löst.
Nach dem Zuschneiden versäuberst du am besten direkt die Kanten des Schnittteils. Somit fixierst du die Absteppfäden und verminderst das Risiko, dass diese sich versehentlich lösen oder aufribbeln.

5. Weitere Tipps und Tricks zur Herstellung von Steppstoff


  • Sofern du für deine Nähmaschine ein Kantenführungslineal hast, kannst du auch dieses nutzen um gleichmäßige Abstände beim Absteppen zu erhalten. In diesem Fall ist das Aufzeichnen der Absteppmarkierungen mit einem Markierstift nicht unbedingt notwendig..
  • Das Design bzw. Muster der Absteppnähte ist ganz dir überlassen. Es müssen nicht zwangsläufig, wie in unserem Beispiel, Rauten sein, sondern auch Dreiecke, einfache Quernähte, Wellen oder eine Kombination verschiedener Muster sind denkbar.
  • Das obige Tutorial zeigt die Herstellung eines zweilagigen Steppstoffes, der anschließend von Innen noch gefüttert werden muss (bspw. eine zweilagige Weste). Du kannst aber auch direkt einen sogenannten Double-Face-Steppstoff herstellen, der nicht mehr gefüttert werden muss. Dafür fixierst du auf die andere Seite des Volumenvlieses einen zweiten Stoff und steppst anschließend die drei Lagen (Außenstoff, Volumenvlies, Innenstoff) zusammen ab.

Wir hoffen ihr habt ganz viel Freude mit diesem Tutorial und sind gespannt auf eure Werke aus eurem selbst hergestellten, einzigartigen Steppstoff.

Gehabt euch wohl,

Alex und Frank